Am 23. Februar 2025 wird der Bundestag neu gewählt. Nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz im November Finanzminister Christian Lindner entlassen und sich die FDP aus der Ampelregierung zurückgezogen hat, steht dem Land eine echte Richtungswahl bevor. Die Frage ist: SPD oder Union? Scholz oder Merz? Soll in Berlin künftig auch Politik für die wahren Leistungsträger*innen unserer Gesellschaft gemacht werden oder überlassen wir es den freien Kräften des Marktes, ob Menschen mit mittleren oder niedrigeren Einkommen, die Älteren, Kranken und Pflegebedürftigen auch in Zukunft auskömmlich leben können?
Für soziale Gerechtigkeit kämpfen wir gemeinsam mit Dirk Flacke, den wir im November einstimmig als Bundestagskandidat für den Wahlkreis 284 Offenburg nominiert haben. Dirk Flacke ist 48 Jahre alt, wohnt in Offenburg-Bühl und ist als freigestellter Betriebsrat bei DBcargo schon seit einem Vierteljahrhundert für gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne im Einsatz.
Wolfgang Achnitz hat für uns auf einer Zugfahrt nach Berlin zur Wahlsiegkonferenz im Willy-Brandt-Haus mit ihm gesprochen.
📸 Andreas Heideker
Dirk, du bist Lokführer und leitest zugleich den Club der Modelleisenbahnfreunde in Offenburg. Was war denn zuerst da: das Spielzeug oder der Berufswunsch?
Wie bei vielen anderen ging es mit der Modelleisenbahn los, erst später kam dann der Berufswunsch dazu.
Dann ist dein Beruf also ein Kindheitstraum von dir?
Auf jeden Fall! In meiner Brandenburger Verwandtschaft gab es Menschen, die bei der Reichsbahn gearbeitet haben. Dazu sah ich täglich die Züge bei uns vorbeifahren, das macht schon was mit einem. Einen PKW hatten wir zu DDR-Zeiten natürlich auch nicht, so dass wir oft mit dem Zug und dem Bus unterwegs waren. Und so war ich auch schon früh Mitglied in einem Modelleisenbahnclub.
Fährst du Güterzüge oder Personenzüge?
Am Anfang meiner Berufskarriere bin ich alles gefahren, vom Fern- bis zum Nahverkehr und auch den Güterverkehr. Seit der Aufteilung bei der Bahn fahre ich nur noch Güter. Eigentlich ist es egal, was man hinten dran hat. Großen Spaß macht es immer, wenn man etwas Besonderes fahren darf: Schwerlast- oder Gefahrgüter, oder Eisenerz zum Beispiel. Da braucht man für den 600 Meter langen Zug eine Viertelstunde, bis man den auf 80 km/h Höchstgeschwindigkeit beschleunigt hat.
Der Job ist sicher sehr anstrengend, viel Schichtdienst, in ganz Europa unterwegs, nicht jede Nacht zu Hause – oder? Wie ist der berufliche Alltag eines Cargo-Lokführers?
Man beginnt zu allen erdenklichen Uhrzeiten seinen Dienst und manchmal kommt man abends tatsächlich nicht nach Hause, sondern übernachtet irgendwo, um anderntags zurückzufahren. Nur in den Pausen trifft man die Kolleg:innen. Man ist als Entscheidungsträger eigentlich ein Einzelkämpfer.
Du hast dich bereits als junger Mann in der Gewerkschaft engagiert. Wie kam es dazu?
Schon als Auszubildender bin ich in die Gewerkschaft eingetreten, das gehörte damals einfach dazu. Erst nach der Ausbildung als Lokomotivführer habe ich mich dann hier in Offenburg bei der EVG für meine Mitarbeitenden eingesetzt und bin als 22-jähriger für den Betriebsrat gewählt worden.
Jetzt bist du freigestellter Betriebsrat – wie sieht dein Arbeitsalltag heute aus?
Der unterscheidet sich natürlich sehr von dem, was ich früher gemacht habe. Die Betreuung von rund 300 Mitarbeitenden im Bereich Lokfahr- und Rangierdienst zwischen Offenburg und Singen erfordert es, dass ich überall präsent bin. Meist habe ich viele Termine, auch mit dem Arbeitgeber, und fahre oft direkt zu den Menschen, um mit ihnen über Probleme zu sprechen. Aber zumeist beginnt mein Arbeitstag zwischen 7:00 Uhr und 8:00 Uhr im Büro. Dann organisiere ich den Tag und führe Gespräche mit all denen, mit denen ich etwas zu regeln habe.
Bei den Kommunalwahlen hast du dich für die SPD um einen Sitz im Gemeinderat Offenburg beworben. Was waren dafür deine Gründe?
Schon als ich 1997 nach Offenburg gezogen bin, war es schwierig, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Und die Situation ist nicht besser geworden: da müssen wir dringend – deutschlandweit – etwas tun. Daneben finde ich den ÖPNV und die Verkehrsinfrastruktur in Offenburg und in der gesamten Region stark verbesserungsbedürftig. In diesen Bereichen habe ich mich in der Kommune engagiert.
Jetzt zieht es dich in den Bundestag: was willst du dort für die Menschen erreichen?
Für bezahlbaren Wohnraum will ich mich auch im Deutschen Bundestag einsetzen. So werde ich mich für die Fortführung der Mitpreisbremse einsetzen, was die CDU der rotgrünen Minderheitsregierung im Bundestag aktuell verweigert. Würde überall ausreichend bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung stehen, könnte dies zusätzlich den Pendelverkehr mit dem Auto reduzieren. Aus diesem Grund muss das Deutschlandticket weitergeführt werden und man muss damit auch nach Frankreich fahren können.
Auch für eine gute soziale Infrastruktur und ausreichende Gesundheitsversorgung werde ich im Bundestag kämpfen.
Was sind deine Stärken im Bundestagswahlkampf?
Ich gehe gern auf Menschen zu, um mit ihnen zu sprechen. Der persönliche Kontakt ist für mich immer sehr wichtig, auch als Betriebsrat und Gewerkschafter. Das wird sicher sehr gut funktionieren, wenn wir in den Wochen vor der Wahl in den Haustürwahlkampf gehen. Meine Botschaft kann ich tatsächlich auch sehr gut medial transportieren, das dürfte eine meiner Stärken sein.
Weißt du schon, wo du am 23. Februar ab 18:00 Uhr die ersten Hochrechnungen verfolgen wirst?
Ich gehe davon aus, dass wir am Abend mit unserem Wahlsiegteam zusammensitzen, vielleicht im neuen SPD-Büro, und die Früchte unserer Arbeit genießen. Alle sind dazu herzlich eingeladen! Und wenn alles gut gelaufen ist, werden wir jubeln. Und natürlich hoffe ich darauf, dass ich in den Bundestag einziehen und nach Berlin gehen kann.